Was ist Squaredance?

Square Dance – eine Sammlung von Erklärungsversuchen   
 
 
… ist Freundlichkeit und Kameradschaft ausgedrückt in Bewegung zur Musik.
 
… ist eine Party. Wann und wo immer sich Leute zum Square Dance treffen, begegnen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft zum gemeinsamen Spaß an der Bewegung zur Musik. Hier findet man neue Freunde, man entdeckt Gemeinsamkeiten und führt die in den Tanzpausen begonnenen Gespräche gern bei der Afterparty fort.
 
… ist eine Herausforderung. Der Square Dancer tanzt nicht allein oder zu zweit, sondern in einer Gruppe von acht. Er tanzt nicht, was ihm gerade in den Sinn kommt, sondern hat Tanzfiguren gelernt, die er durch die Anweisungen des Callers direkt in Bewegung umsetzt. Das ist eine hohe Anforderung an seinen Team-Geist, an seine Merkfähigkeit und an sein Reaktionsvermögen.
 
… kennt keine gesellschaftlichen Grenzen. Zum Square Dance treffen sich Firmenchefs, U-Bahn-Fahrer, Krankenschwestern, Bankangestellte, Arbeitslose, Ingenieure, Studenten, Verkäuferinnen, Doktoren, Polizisten, Künstler … (ich habe bestimmt den einen oder anderen Repräsentanten unserer Gesellschaft vergessen zu erwähnen). Es spielt keine Rolle, was „einer ist“ oder wo er herkommt, entscheidend ist allein, dass er Square Dance kann und sich an die Grundregeln der Freundlichkeit und Kameradschaft hält.
 
… ist unabhängig vom Alter. Na gut, fast. Die Jüngsten fangen mit ungefähr zehn Jahren an zu tanzen, gelernt haben sie’s oft schon früher vom Zusehen bei den Erwachsenen. Nach oben ist keine Grenze gesetzt, solange Körper und Geist fit sind, der Herausforderung stand zu halten. So ist es nicht ungewöhnlich, beim Clubabend die neunjährige Tochter und ihren über achtzigjährigen Ur-Opa miteinander tanzen zu sehen.
 
… ist nicht von gestern. Die Wurzeln des Square Dance reichen zwar einige hundert Jahre zurück, aber der Tanz hat sich ständig weiterentwickelt. So haben wir heute den Modern American Square Dance, dessen Tanzfiguren in Programmen weltweit standardisiert sind. Bei der Musik, zu der getanzt wird, ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei. In der Palette ist natürlich Country- und Westernmusik enthalten, aber ebenso Schlager, Popmusik, europäische Folklore. Die musikalische Zeitachse reicht vom Golden Oldie über Elvis bis zum Hit der aktuellen Top Ten.
 
… ist gesundheitsfördernd. Die rhythmische Bewegung zur Musik hält den Körper fit, der Kreislauf wird auf natürliche Weise angeregt. Die schnelle Reaktion auf die Anweisungen des Callers hält den Geist in Schwung. Es wird behauptet, dass Square Dancer mindestens zehn Jahre länger leben.
 
… ist Sport. Ehrlich, da kann man wie beim Langstreckenlauf ganz schön ins schwitzen geraten. Square Dance ist aber kein Wettkampfsport, hier geht’s nur um das Vergnügen. Es ist auch keine Sportart, bei der regelmäßig (zahlende) Zuschauer dabei sind. Obwohl schon mal bei einem öffentlichen Auftritt vor Publikum getanzt wird. Aber das ist keine Pflicht, sondern dient in erster Linie der Werbung für den Square Dance und ist für den Zuschauer natürlich kostenlos.
 
… ist wie eine Droge, aber ganz anders.
Zuerst probiert man mal: Schnupperabend am Anfang der Class.
Durch regelmäßigen Genuss kommt es zur Gewöhnung: der Besuch der Übungsabende.
Die Angst vor den Folgen der stetigen Steigerung: die Abschlussprüfung.
Die Euphorie führt zu extensivem Konsum: die bestandene Abschlussprüfung.
Die nun folgende Phase verläuft bei den Square Dancern sehr unterschiedlich. Entweder entwickelt sich eine totale Abhängigkeit, die sich in einer weiteren Steigerung der Dosis äußert. Es gibt Square Dancer, die in ihrer wilden Zeit jeden Tag einen anderen Square Dance Club besuchen; und das wochenlang. Einige stillen das Verlangen nach mehr durch den Besuch von Classes höherer Level. Oder es setzt eine Beruhigung ein, man erkennt, dass es noch andere Dinge neben dem Square Dance gibt, aber so richtig kommt man davon nicht mehr los, der regelmäßige Genuss am wöchentlichen Clubabend gehört zum Lebensrhythmus.
 
  (hier nun die technische Erklärung in aller Kürze)
… ist ein amerikanischer Volkstanz, bei dem vier Tanzpaare an den Seiten eines (gedachten) Quadrates – Square – Aufstellung nehmen und den Rufen des Tanzmeisters – Caller – folgend, sich in ständig wechselnden Formationen zur Musik bewegen. Dabei obliegt es dem Caller, die Figuren zu einer harmonischen Choreographie zusammenzusetzen und die Tänzer schließlich wieder an ihre Ausgangsposition zu führen.
 
An dieser Stelle soll nicht versucht werden, schon wieder eine Erklärung zu erfinden. Deshalb sei auf existierende, zum Teil sehr ausführliche Beschreibungen, auch zur geschichtlichen Entwicklung des Square Dance, hingewiesen.
 
 
Caller
 
Square Dance ist ein Tanz nach Ansage. Wer wäre also besser geeignet, die Tanzfiguren anzusagen, als der Caller (dt. Rufer)? Also, ohne Caller geht’s einfach nicht. In der Frühgeschichte des Square Dance ruft der Caller den Tänzern die auswendig gelernte Choreographie ins Gedächtnis. Heutzutage ruft er den Tänzern die Namen von Tanzfiguren zu, die von den Tänzern dann getanzt werden. Die Tänzer lernen nicht mehr ganze Tänze auswendig, sondern einzelne, standardisierte Tanzfiguren. Der Caller entwickelt daraus dann die Choreographie, also die Folge von Figuren. Das macht er entweder im „stillen Kämmerlein“ und präsentiert sie dann den Tänzern, oder er lässt die Choreographie während des Tanzes entstehen. Dabei kann er den Schwierigkeitsgrad am besten an die Fähigkeiten der Tänzer anpassen.
 
In der Regel ist der Caller auch der Teacher (Lehrer), der den Students (Schülern) einer Class (Kursus) die Tanzfiguren und die übrigen Gepflogenheiten beibringt.
 
 
Open House
 
Ein Open House ist eine offene Tanzveranstaltung, zu der der Verein alle einlädt, die am Square Dance interessiert sind und einmal ausprobieren wollen, wie sich Square Dance anfühlt. Man kommt als Paar oder Single und braucht keinerlei Vorkenntnisse. Alles, was man braucht, ist die Lust darauf, nette Menschen und etwas Neues kennenzulernen. Sätze, wie zum Beispiel „ich kann nicht tanzen“, „ich habe zwei linke Füße“, „ich habe keinen Partner“ oder „mein Mann tanzt nicht mit mir“, treffen hier nicht zu. Denn …
– jeder kann tanzen, wenn die Tanzart auf seine Fähigkeiten abgestimmt ist.
– zwei linke Füße habe ich noch nicht gesehen. Falls es sie doch gibt, kann man einen auf rechts trainieren.
– einen Partner zu finden ist nicht immer leicht, aber vielleicht klappt’s ja beim Square Dance. Nur Mut!
– es war schon oft so, dass SIE ihn mitgeschleppt hat und dann war ER es, dem es am meisten Spaß gemacht hat.
 
 
Class
 
… der Anfang einer wunderbaren Leidenschaft …
 
Die Class ist der Kursus, in dem man Square Dance lernen kann. Entsprechend den verschiedenen Tanzprogrammen, auch Level genannt, werden Classes für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten. Für Neulinge wird in der Beginners Class der Umfang des Basic- und des Mainstream-Programms gelehrt. Das sind rund siebzig Tanzfiguren. Damit ist der Student dann reif für die Mainstream Graduation, die Abschlussprüfung.
 
Die Class erstreckt sich über 30 bis 35 Übungsabende, an denen viel Zeit zum praktischen Erfahren ist. Häufig werden die Students von den Angels, das sind erfahrene Tänzer, in ihrem Bemühen unterstützt. Dabei lernen die Students nicht nur die technischen Abläufe der Tanzfiguren, sondern erfahren schon vom ersten Tage an, wieviel Spaß hinter der ganzen Sache steckt. Und weil man miteinander Spaß hat, brauchen Freundlichkeit und Kameradschaft nicht gelehrt werden, sondern stellen sich ganz von selbst ein.
 
Auch wenn paarweise im Square getanzt wird, heißt das noch lange nicht, dass man als Paar zur Class kommen muss. Singles sind genauso herzlich willkommen, wie Paare oder ganze Gruppen.
 
 
Graduation
 
Der Höhepunkt, auf den man fast ein dreiviertel Jahr hingearbeitet hat, der, wenn es dann endlich soweit ist, doch eine gehörige Nervosität aufkommen lässt, die Bestätigung, dass man es kann … oder doch nicht?
 
Hey, was war ich aufgeregt, am Tag meiner Graduation. Ich hatte doch jeden Übungsabend besucht, hatte die Workshops mitgemacht, die Theorie gepaukt, konnte mich sogar noch an den Namen des Callers erinnern, der mich dahin gebracht hatte, wo ich nun stand, … und ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Nun waren da eine Menge Clubtänzer gekommen, die ich noch nie gesehen hatte, sogar Gäste aus anderen Clubs waren da. Einige guckten skeptisch, andere raunten mir gut gemeinte Ratschläge zu, … und dann ging es los: einen Tanz zum Warmwerden, dann die theoretische Prüfung, die praktische Prüfung, die bedeutungsvolle Miene des Callers … wow, ich hatte bestanden! Ich war aufgenommen in die Gemeinschaft der Square Dancer.
 
Mit der Graduation erwirbt der Student zugleich das Recht, bei Square Dance Veranstaltungen und Clubabenden des entsprechenden Levels mittanzen zu dürfen. Das klingt ein wenig restriktiv, macht aber Sinn: wenn jemand ohne ausreichende Square Dance Kenntnisse mittanzen will, verdirbt er den anderen den Spaß, weil der Square „zusammenbricht“ und damit die Choreographie zerstört ist.
 

Autor Hans Krackau Quelle

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